Lass’ uns das nicht unter den roten Teppich kehren: Opernball behind the scenes

Opernball-Würstel, Opernball-Ballerinas und nicht nur eine Opernball-Sondersendung: Letzte Woche hat sich alles um den 63. Wiener Opernball gedreht, und ich habe mich mitgedreht, auf dem Tanzparkett, beobachtet von Millionen FernsehzuseherInnen und 5500 BesucherInnen, von der mindestens ein Viertel richtig einflussreich und/oder wichtig war.

Aber weil man in jeder Zeitung, auf jedem Fernsehsender und in allen sozialen Medien sowieso schon genug über die Veranstaltung selbst, alle Stars und Sternchen und deren Outfits lesen konnte, gibt es jetzt von mir einen Blick hinter die Kulissen, abseits des Trubels, oder mittendrin – wie man will, denn bei den 23 Locations des Opernballs gab es ja nicht wirklich Orte „hinter den Kulissen“, denn wo die eine Bühne aufhört, fängt die nächste an.

Geschenke und Gutscheine

Eigentlich hat 2019 für mich zwei Weihnachten, denn ich fühlte mich wie bei der Bescherung, als die Debütantinnenspendinnen ausgegeben wurden. Ich hatte schon gar keine Hand mehr frei und die Zuständigen hängten uns Damen ihre süßen kleinen Säckchen schon auf die Arme. Zuhause folgte dann das große Auspacken:

Jeder kennt die Swarovski-Tiara, die dieses Jahr von Donatella Versace designed wurde. Diese empfingen wir in einer Hutschachtel, mit Seidenpapier geschützt, inklusive einem kleinen Kärtchen von Donatella Versace für uns und einem Style-Guide mit der Anleitung für die Opernballfrisur 2019.

Zusätzlich dazu bekamen wir Lidschatten, Rouge (bzw. Terracotta-Puder) und einen Lippenstift von Guerlin, wieder gemeinsam mit einem Look-Guide, in dem die Bestimmungen für das Opernball-Make-up beschrieben wurde.

Und jetzt zu den Kuriositäten: Es gab eine Opernball-Sonderausgabe der Duftkerze „Bergluft“ von Looops, die wirklich riesig ist (denn das Glas ist eine wiederverwertete Weinflasche) und eigentlich mehr nach Wald als nach Berg riecht. Dann gab es noch eine Sonnencreme und ein (Kopf-)Haut-Feuchtigkeits-Pflege-Abschmink-Beruhigungs-Öl von Croma Pharma und einen Gutschein, mit dem wir uns eine Gesichtspflege personalisieren lassen können.

Zusätzlich bekamen wir noch ein kleines Gläschen mit einer Opernball-Edition von handgemachten Zuckerln aus der Zuckerlwerkstatt, und natürlich durften wir uns auch das Debütantinnensträußchen behalten.

Außerdem wurden am Ball selbst 2.000 Opernballballerinas in Gold und Silber ausgegeben, von denen wir Debütantinnen natürlich auch welche ergatterten.

Stars und Sternchen

Ganz ehrlich, ich habe mir die Übertragung erst diese Woche in der TVthek angesehen und schäme mich seitdem ein bisschen. Ich kenne nämlich einfach viel zu wenige Promis, wenn ich vor ihnen stehe und hatte in diesem Moment einfach keine Ahnung. Upsi, tut mir leid, liebe High Society von Österreich.

Rückblickend habe ich die Personen aus der Kloschlange zu wenig gewürdigt, ebenso die Menschen, die mich gebeten haben, ein Foto von ihnen zu machen und schon gar nicht all diejenigen, die ich im Zuge meiner Aufgabe als Spendensammlerin (beziehungsweise Postkarten-für-den-guten-Zweck-Verkäuferin) in der geschlossenen Gesellschaft beim KünstlerInnenempfang angequatscht habe. Ja, richtig gelesen: WIR WAREN BEIM KÜNSTLERINNENEMPFANG DABEI! Das „passierte“ uns durch Zufall, denn wir haben uns schon im Jänner als Charity-Tanzpaar gemeldet und bekamen dann diesen Bereich zugeteilt. Wo andere draußen bleiben mussten, waren wir mittendrin und sammelten Spenden für die Gruft und Superar.

Selber fühlte ich mich aber auch wie etwas besonderes, ziemlich prinzessinenhaft eigentlich. Denn ich habe mich entschieden, meine Haare vom  „Erfinder“ der Opernball-Hochsteckfrisur, dem Steinmetz-Bundy Privatsalon, hochstecken zu lassen. Dort fühlt man sich geradezu hoheitlich, denn es gibt eigenes Personal, dessen einzige Aufgabe im Holen und Bringen von frisch gepresstem Orangensaft, Sekt und kleinen Küchlein besteht. Gesessen bin ich, aus Bequemlichkeitsgründen, auf einem kleinen Polster, der zusätzlich zu dem ohnehin angenehmen Frisörsessel zur Verfügung gestellt wurde. Als ich dann mit meiner Frisur (inklusive Tiara) fertig war, bekam ich auch noch ein Shampoo zum Waschen für den „Morgen danach“ in die Hand gedrückt.

Kreislaufprobleme und Krisen

Natürlich ist nicht alles glamourös und glitzrig: Wir haben 16 Stunden in 3 Tagen geprobt, damit wir am Opernball perfekte 10 Minuten auf das Parkett zaubern. Meine größte Angst war bis zur letzten Minute, von einem Ersatzpaar ersetzt zu werden, oder, noch schlimmer, selbst „nur“ als Ersatzpaar debütieren zu dürfen. Also hob ich mir die Freude über mein Debütantinnendasein für den Moment auf, an dem wir unsere Reihen ziehen durften, denn dieses Kärtchen konnte uns niemand mehr wegnehmen.

Fast zumindest, denn aus der ersten Informationsmail war ziemlich deutlich herauszulesen, dass auch unsere Kleider, Schuhe, Frisuren und unser Styling von den Zuständigen um Maria Großbauer am Ballabend selbst noch mit Argusaugen betrachtet werden würden. Selten fluchte ich so viel im Badezimmer, denn ich hatte im Vorhinein die naive Idee, ich würde mein Make-up problemlos selbst hinkriegen. Auf der anderen Seite wollte ich natürlich wegen so etwas banalem kein Ersatzpaar zum Zug kommen lassen, also gab ich mich erst nach dem dritten Lidschattenversuch und einem Videotelefonat mit meiner Mama zufrieden.

Ein weiteres Thema am Ball war der Kreislauf, vor allem der von uns Mädels. Während der Proben, vor allem bei der Generalprobe, gab es kaum Gelegenheit zu trinken oder zu essen. So waren wir auf Traubenzucker aus den Taschen unserer Tanzpartner angewiesen, denn welches Ballkleid hat Hosentaschen? Im Notfall wurde bei der letzten Probe sogar ein Code ausgemacht (Blumen drei Mal sinken lassen), der die Herren vor einem androhenden Schwindelanfall warnen sollte.

Nachdem bei der Generalprobe aber sehr viele Mädchen (aber nicht nur diese) Kreislaufprobleme oder überhaupt Kollapse erlitten, gingen unsere Lieblingstanzgeschwister Maria und Christoph Santner am Donnerstag noch einmal einkaufen und sponserten Wasser, Müsliriegel und Bananen für alle. Big love!

Atemberaubend und abenteuerlich

Das ist das Abenteuer Opernball: glamourös, extravagant, einzigartig. Jedes kleine Mädchen wünscht sich, für einen Tag eine Prinzessin zu sein und ich glaube, es gibt in Österreich keine Gelegenheit, so nah an dieses Gefühl zu kommen wie den Opernball.

Man fühlt sich, als würde man dazugehören, zu all den Berühmtheiten aus allen Sparten und natürlich den Möchtegern-Stars von nah und fern. Plötzlich findet man sich am Tanzparkett neben Auma Obama wieder, begegnet im Stiegenhaus Nina Proll, oder trifft beim KünstlerInnenempfang auf Mirjam Weichselbraun. Es ist ein großes Miteinander, denn egal ob bei der Quadrille, in der Disco oder beim Würstelstand: Alle BesucherInnen verbringen zusammen eine schöne Zeit.

Das war der Opernball 2019 für mich.

Ein Abenteuer, ein Erlebnis, ein Kindheitstraum, der wahr wurde.