Meer, Baguettes und ein Kulturschock: die Ankunft

Seit ich aus dem Flugzeug gestiegen bin, prasseln dauernd neue Eindrücke auf mich ein: Abgesehen davon, dass hier eben jeder Französisch spricht und daher auch jede Art von Kommunikation auf Französisch stattfindet – egal ob Fernsehen, Werbung, Unterricht oder Klatsch und Tratsch – gibt es noch viele weitere Unterschiede zwischen Frankreich und Österreich, die man als Tourist oder zuhause Gebliebener wohl nie erkennen würde.

Die ersten Probleme gibt es meistens schon bei der Begrüßung: die „Bises“. Wem gibt man welche, wie viele und heißt einmal busseln jeden Tag busseln? Die Austausschülerregel Nummer 1 ist sowieso, genau das zu machen, was die anderen machen und dabei zu versuchen, möglichst selbstsicher zu erscheinen. Die „Bises“ erschweren die Einhaltung dieser Regel aber ein bisschen, weil man sofort reagieren muss und den Anschein erwecken sollte, man würde diese jeden Tag machen und hätte ohnehin gerade geplant, dem Gegenüber welche zu geben, auch wenn man total überrascht ist und eigentlich keinen blassen Schimmer hat, wie die Person heißt, die man gerade abbusselt.

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Dann wäre da noch der Unterricht. Einige Lehrkräfte sind schockiert über meine Anwesenheit, andere fühlen sich gestört, alle sind extrem neugierig und die meisten freuen sich auch irgendwie, 3 Wochen lang einen Gast zu haben. Doch der Unterricht hier ist so extremst unterschiedlich zu den österreichischen Gewohnheiten, dass sich in den letzten Tagen ein Dilemma zwischen Lachflash und Angstschweiß zu erkennen gegeben hat.

Angstschweiß bildet sich dann, wenn eine Lehrperson sich entscheidet, Schüler hinauszuwerfen, das heißt entweder diese nicht an der Stunde teilnehmen zu lassen oder zu einer Zwangspause vor der Klassentüre (die eigentlich ein großes Fenster ist) zu verdonnern. Mein neues französisches Lieblingswort, um diese Ereignisse zu beschreiben: bizarre!

Ein sehr intensives Schmunzeln schleicht sich dann in meine Gedanken, wenn die Lehrer wie in den Schauermärchen unserer (Groß-) Eltern die ganze Stunde etwas diktieren und die Schüler dies aufgrund der fehlenden Schulbücher 1:1 mitnotieren müssen. Dann fällt mir allerdings ein, dass ich als AustauschSCHÜLERIN ja auch mitschreiben sollte und mir bleibt keine Zeit mehr für hochgezogene Mundwinkel.

Für heute heißt es „A+“ aus Le Cannet/Cannes, doch ein weiterer Blogeintrag mit lustigen Details zum Schulgebäude, dem Essen und den Jugendlichen folgen! Bienvenue à la Côte d’Azur!