Wir befinden uns im Jänner im Jahre 2018 n.Chr. Ganz Österreich ist von Gerechtigkeit besetzt… Ganz Österreich? Nein! Ein von unbeugsamen Vaterlandsfreunden bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Nächstenliebe, Gleichberechtigung und  Toleranz liegen…

Wie bereits gesagt, wir leben im Jahr 2018. Es gibt Klaviere für unsere Hunde, eine Maschine, die unsere Fingernägel mit Fotos bedruckt und einen Sattel für Menschen, damit wir unsere Jüngsten besser auf den Schultern tragen können. Was es nicht gibt ist die Erkenntnis, dass alle Menschen gleich viel wert sind.

Warum müssen wir in dieser Gesellschaft, die sich als fortschrittlich und offen sehen will, noch darüber diskutieren, ob man Menschen in Form von Liedtexten diskriminieren darf? Selbst wenn es kein Gesetz gegen eine intolerante Haltung gegenüber Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft und gegen die Akzeptanz beziehungsweise die Förderung Nationalsozialistischen Gedankenguts geben würde, wie könnten wir als Gesellschaft eine solche Ungerechtigkeit akzeptieren?

Wie kann es sein, dass niemand auf die Idee kommt, zu fordern, dass Politiker Abstand von fragwürdigen Organisationen halten sollten, nämlich all jenen, die bereits von Verfassungsschutzbehörden beobachtet werden? Wie kann jemand seine Unschuld an einem Antisemitismus-Skandal mit dem Argument beteuern, selbst Migrationshintergrund zu haben und die Mitgliedschaft ruhend stellen zu wollen – welch Skandal muss wohl für die Erwägung eines Austritts aufgedeckt werden?

Wir als ÖsterreicherInnen sind gerade dabei, einen großen Fehler zu machen: Mit jeder Wortmeldung zeichnen wir ein internationales Bild unserer Gesellschaft. Dieses Bild stellt eine kleinkarierte, an sehr alten Werten orientierte und vor allem intolerante Gemeinschaft dar; eine Gesellschaft, die wir schon seit längerem versuchen, hinter uns zu lassen und nicht mehr zu sein. All diese Bemühungen kicken wir innerhalb einer Woche in die Tonne und senden lieber das Bild von Hausfrauen, im Dirndl, auf den Bergen lebend, natürlich jodelnd, die nur das Christentum akzeptieren, strengstens nach seinen Regeln leben und dazu noch nicht-österreichische Staatsbürger verabscheuen.

Wir befinden uns im Februar im Jahre 2018 n.Chr. Ganz Österreich ist von Gerechtigkeit besetzt… Ganz Österreich? Nein! Ein von unbeugsamen Vaterlandsfreunden bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Nächstenliebe, Gleichberechtigung und  Toleranz liegen… Doch die Legionäre sind tapfer und verteidigen ihre Werte. Sie haben erkannt, dass jeder Mensch gleich viel wert ist und Gerechtigkeit etwas ist, wofür man manchmal kämpfen muss.

Ma scheißegal wos du mochst, wos du tuast, wos du bist,
mit wem du schlofst, wos du suachst und egal wos du frisst
Moch da a geile Zeit mit deine Leit

Aus: Pizzera und Jaus – „Eine ins Leben“